Nach einjähriger Projektarbeit und unterstützt durch die Sportjugend Hessen hat der TuSpo Borken am 17.03.2022 sein neues Kindeswohl-Konzept beschlossen.
„Wir möchten, dass die Kinder im TuSpo gesund und glücklich Sporttreiben können und sich frei entfalten können“, sagt Kerstin Gerber, 2. Vorsitzende des TuSpo. „Kinder und Jugendliche werden im TuSpo geachtet! Dabei ist es uns wichtig, dass sie sich beteiligen und Ihre Meinung sagen“, ergänzt Ingo Kirmeß, 1. Vorsitzender des TuSpo.
Um das zu gewährleisten wurde ein Junior-Team im TuSpo gegründet welches sich um die Interessen der Kinder und Jugendlichen kümmert und deren Sprachrohr im Verein sein soll.
Außerdem wurde eine Kindeswohl-Beauftragte eingesetzt, die sich für die Beachtung des Kindeswohl-Konzepts im Verein kümmert. „„Kinder und Jugendliche zu schützen heißt vor allem sie zu stärken. Wir wollen sie deshalb beteiligen, fördern und ihnen dadurch zu mehr Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstbestimmung verhelfen.“, sagt Maria Cruz, die Kindeswohl-Beauftragte.
Lob gab es von der Sportjugend Hessen. „ Ein kleines Team engagierter Mitglieder des TuSpo Borken hat vereinsangepasste Maßnahmen im Kinderschutz ergriffen, um eine "Kultur des Hinschauens" aufzubauen." , äußert sich Sven Becker, Beauftragter der Sportjugend Hessen, der den TuSpo Borken ein Jahr lang bei seinem Projekt beraten und unterstützt hat!
Das Kindeswohl-Konzept kann man unter Verein/Kindeswohl einsehen.
Der TuSpo Borken konnte am 27.11.21 in Zusammenarbeit mit der Sportjugend Hessen eine Fortbildung für seine Übungsleiter anbieten. Der Referent Sven Becker und die Kindeswohlbeauftragte des TuSpo Borken Maria Cruz qualifizierten 11 Vereinsmitglieder, Übungsleiter und Vorstandsmitglieder zum Thema Kindeswohl im Sport.
Ziel der Fortbildung war es, die Übungsleiter im verantwortungsvollen Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zu stärken und Handlungssicherheit zu schaffen.
Es wurden die Besonderheiten im Sport, die ein Risiko für Grenzüberschreitungen bergen, dargestellt: Körperzentriertheit, körperliche und emotionale Nähe, Einzeltrainings, Rituale, Hilfestellungen, Umkleidesituation, Duschen, hierarchische Strukturen, Machtverhältnisse, Abhängigkeiten usw. Dabei entwickelten die Teilnehmer eine Sensibilität für vorhandene Gefährdungen und konnten die Wahrnehmung für Grenzverletzungen schärfen.
Der vom TuSpo erarbeitete Verhaltenskodex und die Verhaltensregeln zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen wurde ausführlich besprochen. Alle ÜbungsleiterInnen des Vereins, die Angebote für Kinder und Jugendliche durchführen, sowie der gesamte Vorstand haben diese Vereinbarungen unterschrieben. Sie schaffen Handlungssicherheit für den sportlichen Alltag mit Kindern und Jugendlichen und schützen ÜbungsleiterInnen vor falschem Verdacht.
Die Teilnehmer beschäftigten sich auch mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Kindeswohlgefährdung: seelische oder körperliche Vernachlässigung, seelische oder körperliche Misshandlung, sexuelle Gewalt, häusliche Gewalt und digitale Gewalt.
Weiterhin wurde der Umgang mit Verdachtsfällen und konkreten Vorkommnissen von Kindeswohlgefährdung thematisiert und die Einleitung geeigneter Interventionsschritte erläutert. Den Teilnehmern wurde der Handlungsleitfaden, den der TuSpo Borken für den Umgang mit Verdachtsfällen und Vorfällen sexualisierter Gewalt entwickelt hat, vorgestellt. Dieser Handlungsleitfaden ist eine Orientierungshilfe und legt Interventionsschritte zur Beendigung von Kindeswohlgefährdungen und zum Schutz von Betroffenen fest, damit im Fall eines Falles schnell, systematisch und abgestimmt gehandelt werden kann.
Für die Teilnehmer war es sehr entlastend zu erfahren, dass sie im Ernstfall nicht alleine eine Gefährdungssituation einschätzen oder bewerten müssen. Sie erkannten, dass geeignete Maßnahmen immer in Abstimmung mit Fachberatungsstellen erfolgen müssen und sie fachliche Unterstützung durch Fachberatungsstellen jederzeit in Anspruch nehmen können und sollen.
Abschließend nannte Maria Cruz markante Zahlen, die das Ausmaß von Kindeswohlgefährdung verdeutlichten:
- nach Angaben der Safe Sport Studie finden 2 von 3 Ereignissen sexualisierter Gewalt im Umfeld von Sportvereinen statt
- 35 % der Betroffenen sprechen mit niemandem nach einem Ereignis sexualisierter Gewalt
- im Durchschnitt muss ein betroffenes Kind 8 Personen ansprechen, bis ihm jemand glaubt
Die Teilnehmer konnten ein Verständnis davon entwickeln, wie sie für das Wohl der Kinder und Jugendliche im TuSpo sorgen können. Sie erkannten, dass sie Verantwortung für das Wohl der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen tragen und stellten fest, wie sehr sie dazu beitragen, diese vor Gewalt zu schützen, deren Rechte zu stärken und ihre Partizipation zu fördern.
Gemeinsam machen wir den Sport beim TuSpo Borken besser!
Zu einem besonderen Training kamen die Kinder und Jugendlichen der Basketball-Jugend vom TuSpo Borken am letzten Donnerstag in die Großsporthalle Borken.
Die Übungsleiterin Maria Cruz hatte den Coach Lukas Heil von der Jugendförderung des Schwalm-Eder-Kreises zu einem Präventionskurs eingeladen. Der Kurs „Cool im Verein“ ist Teil einer Kooperationsvereinbarung mit dem Landkreis und wurde erstmals im Schwalm-Eder-Kreis beim TuSpo Borken angeboten. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu stärken, damit sie in grenzüberschreitenden Situationen eigene Grenzen wahrnehmen und deutlich machen können. Lukas Heil, der eigentlich Gymnasiallehrer ist, beschreibt sein Angebot wie folgt: „Vereine sind tagtäglich nah an vielen Kindern dran. Häufig sind sie erster Ansprechpartner wenn beispielsweise Kinder im Bus belästigt werden oder es Probleme gibt. Prävention in der Kinder- und Jugendarbeit ist das A und O für eine demokratische Gesellschaft, die aufeinander Acht gibt und Rücksicht nimmt.“
Anhand vieler Übungen konnten die Teilnehmenden zwischen 11 und 17 Jahren spielerisch an verschiedenen Aspekten arbeiten: die eigenen Grenzen erkennen, setzen und verteidigen, den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen feststellen, eigene Emotionen wahrnehmen und ansprechen, Nein sagen und Hilfe holen.
In den Auswertungs- und Besprechungsrunden wurden Erfahrungen ausgetauscht und immer wieder mögliche Lösungswege oder Hilfsangebote aufgezeigt. Dabei gelang es dem Coach Lukas Heil eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Die Teilnehmenden redeten offen über Themen wie Gewalt unter Gleichaltrigen und auch zum schwierigen Thema sexualisierte Gewalt äußerten sie sich. Sie überlegten gemeinsam mit welchen Vertrauenspersonen Betroffene sprechen könnten und wo sie in schwierigen oder sensiblen Situationen Hilfe bekommen könnten.
Zwischendurch gab es Übungseinheiten mit Kraftspielen. Hier konnten die Kinder und Jugendlichen beim Ringen und Raufen ihre Kräfte messen und sich auspowern. Die eigenen Kräfte zu kennen schafft Selbstvertrauen und Sicherheit. So gestärkt endete dieses besondere Training.
In der abschließenden Feedback-Runde bedankten sich die Kinder und Jugendlichen, Maria Cruz und Ingo Kirmeß, 1. Vorsitzender des TuSpo 1896 e.V. Borken, bei Lukas Heil. Ingo Kirmeß fasste treffend zusammen: „Es war gut, dass wir mal darüber gesprochen haben, was wir denn tun können und wo wir denn Hilfe bekommen falls wir doch mal betroffen sein sollten. Denn das ist der Knackpunkt. Unsere Jugendlichen haben ein sicheres Gefühl dafür, was okay ist und was nicht - aber an wen man sich wenden kann, wenn man nicht mehr weiter weiß, war nicht so bekannt. Ich danke Lukas Heil sehr, dass er sich Zeit für unsere Jugendlichen genommen hat.“
Es wurde deutlich, dass dieses Angebot ein wichtiger Beitrag für die Förderung der Jugend im TuSpo Borken war, eine Förderung auch über den Sport hinaus.
Bleibt zu hoffen, dass sich diese gelungene Kooperation zwischen Landkreis und Sportvereinen schnell herumspricht und der Präventionskurs „Cool im Verein“ von Lukas Heil künftig ausgebucht ist.
Hintergrund
Der Schwalm-Eder-Kreis hat zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Kindeswohlgefährdung und sexualisierter Gewalt mit vielen Sportvereinen eine Vereinbarung nach § 72a SGB VIII abgeschlossen. Die Sportvereine verpflichten sich zu einer Reihe von Präventionsmaßnahmen. So stellt jeder Sportverein zum Beispiel sicher, dass alle Personen, die im Sportverein Kinder und Jugendliche betreuen, beaufsichtigen, trainieren oder einen ähnlichen Kontakt haben, ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Weiterhin unterzeichnen die Mitarbeiter der Sportvereine einen Verhaltenskodex und werden durch vereinsinterne Schulungen im Umgang mit Kindeswohlgefährdung qualifiziert. Der Schwalm-Eder-Kreis unterstützt andererseits die Sportvereine - wie mit dieser Maßnahme der Jugendförderung - bei der Sensibilisierung zum Kinder- und Jugendschutz.
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